Mein zweimonatiges Krankenpflegepraktikum - meine Aufgaben

Donnerstag, Juni 30, 2016

Hallo!

Im letzten Post habe ich euch davon berichtet, dass ich von Human- auf Zahnmedizin gewechselt bin, und obwohl man für das Zahnmedizinstudium kein Krankenpflegepraktikum braucht, habe ich mich dazu entschlossen, trotzdem zwei Monate im Krankenhaus ein Pflegepraktikum zu absolvieren.

"Wieso tust du dir sowas freiwillig an? Bist du verrückt?"

Wie ihr wisst, wollte ich zuvor immer Humanmedizin studieren und aus diesem Grund interessiert es mich auch, wie es ist, ein Krankenpflegepraktikum zu machen. Ich wollte wissen, wie der Alltag und die Pflege im Krankenhaus abläuft und ich wollte etwas Nützliches in meinen langen Sommerferien zwischen Abitur und Studium machen - also begann ich mit meinem Krankenpflegepraktikum in der Inneren.

Die ersten Tage waren besonders aufregend. Alles war neu, ich kannte noch gar nichts, weder die Pfleger, noch die Patienten und deren ganzen Krankenheiten und das ganze Krankenhaus-Ambiente machte mich total glücklich.

Am Anfang bin ich immer den anderen Praktikanten, die schon länger auf der Station waren, hinterhergedackelt, denn schließlich wusste ich nicht, was es alles für mich zu tun gab. Bis ich mich mit allem vertraut gemacht hatte, waren in etwa zwei Wochen vergangen.

Typische Praktikantenaufgaben sind:

Wägen auffüllen. Wir haben drei Wägen: einen Wäschewagen und zwei Wägen, die immer die Runde in den Patientenzimmern machen. In den Wäschewagen kommen große und kleine Handtücher, Waschschüsseln, Nierenschalen, Waschlappen, Duschgel und Shampoo. In die beiden anderen Wägen kommen OP-Hemden, kleine und große Kissenbezüge, Bettdeckenbezüge, Bettlaken, Bezüge (die sind klein und werden einfach aufs Bettlaken gelegt), Incotex (sind quadratisch und werden zum Schutz aufs Bettlaken gelegt - sie werden bei uns öfters benutzt als die Bezüge, weil sie einfacher zu waschen sind und wir mehr davon besitzen).
Schränkchen auffüllen. Das sind so kleine Schränkchen bzw. Schubladen, die die Pfleger und PJler besonders oft benutzen. Darin kommen: Mandrins (rosa und grün), Braunülen (rosa und grün), Multiadapter, rote Stöpsel, Spritzen (20ml, 10ml, 5ml, 2ml), Kanülen, etc.
Schälchen abwaschen. Alle Medikamente werden den Patienten in kleinen Schälchen gegeben. Die Schälchen sind morgens gelb, mittags weiß, abends blau und nachts rot. Wenn die Frühstücke, Mittagessen und Abendessen eingesammelt werden, werden die Schälchen mit eingesammelt und müssen anschließend gewaschen werden. Dadurch werden sie für ca. 45 Minuten in einer speziellen Lösung eingeweicht und anschließend ist es die Aufgabe des Praktikanten, die Schälchen in Wasser mit Spülmittel zu waschen, dann mit Wasser abzuspülen und auf einem Tablet trocknen zu lassen.
Sich um die Unreine kümmern. In die Unreine kommen alle Sachen, die benutzt wurden und desinfinziert werden müssen. Dazu gehören kleine Tablets, Becher, Waschschüsseln, aber auch Bettschüsseln, Urinflaschen, etc. In der Unreine befinden sich auch die Wäschesäcke. Sobald diese voll sind, kommen sie in den Wäschewagen und werden durch frische Wäschesäcke ausgetauscht.


Betten austauschen. Patienten kommen und gehen und damit auch ihre Patientenbetten. Um ein dreckiges Bett rauszufahren, muss es zunächst abgezogen werden. Bettbezüge und Bettlaken kommen in der Unreine in den Wäschesack, die Bettdecke und das Kissen kommen direkt in den Wäschewagen. Jetzt, wo das Bett abgezogen ist, wird das Kopfteil hochgefahren, damit der Nachttisch untendrunter reingeschoben werden kann. Anschließend wird das Bett mitsamt dem Nachttisch hochgepumpt, damit das Bett aus dem Zimmer gefahren werden kann. Sobald es aus dem Zimmer ist, kommt eine Plastikfolie drauf und auf die Folie wird ein roter Punkt geklebt, um das Bett als "dreckig" zu kennzeichnen. Anschließend werden Fernbedienung, Telefon und der Schrank mit einem Terralintuch sauber gemacht und desinfiziert. Erst dann kann ein neues Bett reingefahren werden. Bei dem neuen Bett muss lediglich der Nachttisch rausgefahren und nebendran gestellt werden, das war's. Die Plastikfolie wird erst entfernt, wenn einem neuen Patienten das Bett zugewiesen wird.
Kaffeemaschinen säubern. weil die Stationshilfe meistens keine Lust hat  keine Zeit dafür hat.
Sachen zum Labor tragen. Oft müssen Blutkulturen, Blutproben, Urinproben, Stuhlgangproben oder sonstige Röhrchen zum Labor getragen werden und das übernehmen die Praktikanten, weil sie ja noch so jung sind und viel laufen können.


Essen austeilen und einsammeln. Da gibt es nicht so viel dazu zu sagen, als den Standardsatz "Herr/Frau ... , hier ist ihr Mittagessen. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit!" Zum Glück ist auf jedem Essen ein Zettel, auf dem der Name, die Zimmernummer und das Bett des Patienten stehen, denn bei so vielen (ständig wechselnden) Patienten würde ich irgendwann den Überblick verlieren. Auf dem Nüchternzettel steht, wer alles nicht oder noch nicht essen darf. Diese Essen werden dann in der Küche aufbewahrt. Wenn Essen fehlt, muss ich runter zur Küche und eines holen. Dort muss ich aber zuvor eintragen, von welchem Patienten das Essen fehlt und in welchem Zimmer dieser liegt.
Vor dem Essen muss ich aber immer zuerst den
Blutzucker messen. Das hat mir von Anfang an am meisten Spaß gemacht und macht mir nach zwei Monaten immer noch am meisten Spaß. Ich laufe da mit den Blutzuckerzettel von Zimmer zu Zimmer und muss es schaffen, vor 12 Uhr alle Blutzucker gemessen zu haben. Anfangen darf ich aber erst eine halbe Stunde davor. Um Blutzucker zu messen, wird zunächst das Blutzuckermessgerät eingeschaltet. Dann klickt man auf "Patiententest" und scannt den Code des jeweiligen Patienten ein. Ich frage dann den Patienten, an welchem Finger ich ihn denn picksen darf. Diesen Finger besprühe ich dann mit Desinfektionsmittel. Anschließend stecke ich den "Blutsaugerzettel" in das Messgerät und pickse den Patienten mit einer sterilen Nadel in den desinfizierten Finger. Der erste Blutstopfen wird verworfen, d.h. ich wische es mit einem sterilen Tuch ab. Mit dem "Blutsaugerzettel" wird der (zweite) Blutstropfen aufgesaugt und der Blutzuckerwert wird auf dem Display des Messgeräts angezeigt. Diesen Wert sage ich dem Patienten und ich schreibe ihn auch auf den Blutzuckerzettel auf. Bis maximal 150 ist der Blutzucker in Ordnung, bei Diabetikern ist der Blutzuckerwert aber oft über 200. Die Nadel, der "Blutsaugerzettel" und die Handschuhe werden dann weggeschmissen. 
Neben dem Blutzucker muss ich beim Patienten auch ganz oft
Blutdruck, Puls, Temperatur und Gewicht messen. Das wird immer während der Morgenrunde erledigt, muss aber auch ganz oft im Verlauf des Tages wiederholt werden. Ganz am Anfang von meinem Praktikum wusste ich gar nicht, wie man den Blutdruck misst! Wir haben nur manuelle Manschetten, d.h. wir binden die am Oberarm vom Patienten fest und pumpen sie dann mit der Hand auf. Die Nadel soll dann bis etwa 180 aufgepumpt werden. Dann lässt man ganz langsam die Luft raus, während man mit dem Stethoskop an der Innenseite des Unterarms drückt und die Ohren spitzt. Sobald sich die Nadel anfängt zu bewegen, hört man kurz darauf den ersten Schlag, der sogenannte obere Wert. Der ist bei den meisten Patienten auf unserer Staton bei etwa 130. Dann hört man noch die ganzen weiteren Zwischenschläge, bis man nach dem letzten Schlag nichts mehr hört und nur noch die Nadel bewegen sieht. Dieser letzte Schlag ist dann der untere Wert, der meistens bei etwa 70 liegt. Oft haben die Patienten bei uns also einen Blutdruck von 130/70, aber junge Leute (d.h. in meinem Alter) haben eher einen Blutdruck von 90/60. Ich alarmiere einen Pfleger, wenn der Blutdruck sehr hoch ist, also bei 180 oder höher. Um den Puls zu messen (falls man den Puls überhaupt findet / spürt! ), zählt man während 15 Sekunden die Schläge und multipliziert sie mit vier. Oft liegt der Puls bei 60 oder etwas höher.

Und nun zur wichtigsten Aufgabe:
Auf Glocke gehen. Wenn ein Patient etwas braucht, läutet er, d.h. die Glocke geht an. Das ist ein Pipston, der sich ständig meldet. Außerdem leuchtet das Lämpchen am Patientenzimmer rot. Wenn ich auf Glocke gehe, heißt das, dass ich zum Patientenzimmer gehe und das Licht auf gelb schalte. Dadurch geht der Pipston aus und das gelbe Licht zeigt an, dass sich ein Praktikant oder ein Pflegeschüler im Zimmer befindet. Dann frage ich den Patienten, wobei er Hilfe braucht oder was los ist oder wie es ihm geht. Oftmals sind die Infusionen der Patienten leer, aber die dürfen nur die Pfleger abmachen (obwohl das echt nicht schwierig ist! Das könnten wir Praktikanten echt machen aber naja es ist leider nicht erlaubt). Manche Patienten muss man mit ins Bad begleiten oder wollen Stuhlgang im Bett haben und andere Patienten wissen manchmal gar nicht, dass oder warum sie geläutet haben, haha. Dann unterhalte ich mich ganz freundlich mit ihnen und gehe wieder, wenn eine andere Glocke an geht.



Alles in Allem gibt es somit ständig etwas zu tun, vor allem wenn die Patienten oft läuten. Die Regel ist nämlich: zuerst geht der Praktikant auf Glocke, und nur wenn er es nicht alleine schafft, darf er einen Pfleger holen gehen. Ich bin aber froh, dass es oft so viel zu tun gibt, denn ich bin ja nicht zum rumhocken da! Mich freut es vor allem, für so viele hilfsbedürftige Menschen da sein zu können und sie unterstützen zu können. So viele haben mir schon gesagt, wie sehr sie sich freuen, wenn ich für sie da sein kann und mich freundlich mit ihnen unterhalte. Ich lache auch ganz oft mit Patienten und das tut ihnen oft gut. Manche Patienten sind natürlich ein bisschen schwierig und immer schlecht drauf, was ich ihnen aber nicht übel nehme, denn schließlich haben alle Patienten auf unserer Station eine schwerwiegende Krankheit und jeder geht anders mit so einer Krankheit um. Ingesamt bewundere ich aber die ganzen Patienten und Pfleger, wie sie gemeinsam die schwere Zeit durchstehen und versuchen, sich gegenseiteig zu unterstützen. Da bin ich froh, auch mithelfen zu können und eine Unterstützung zu sein.

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